Am Sonntag, den 23.11.2025 gab es in der Limonadenfabrik in Oldenburg die erste Aufführung von sieben kleinen Theaterstücken die Jugendliche der IGS Flötenteich und OBS Alexanderstraße gemeinsam mit Theaterpädagoge Frank Fuhrmann, Dekolonialpädagogin Eva Rost und der DRK-Bundesfreiwilligen Frida Thompson gemeinsam konzipiert haben.
Der Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt. In eindrucksvollen und berührenden Szenen setzten die Jugendlichen das Thema Rassismus und Diskriminierung überzeugend in Szene. Die Theatersequenzen griffen dabei persönliche Erfahrungen auf und machten die unterschiedlichen Formen von Ausgrenzung besonders sichtbar.
Über mehrere Monate hinweg hatten die Jugendlichen mit großer Sorgfalt und hoher Motivation an dem Projekt gearbeitet. Das Forum-Theater-Format ermöglichte einen tiefgründigen Austausch und schuf Bewusstsein für die unterschiedlichen Diskriminierungsformen wie anti-schwarzen Rassismus, anti-muslimischen Rassismus, Klassismus und Sexismus.
Die Präsentation wurde mit großem, langanhaltendem Applaus gewürdigt. Anschließende Austauschrunden mit dem Publikum verliehen dem Abend zusätzliche Lebendigkeit und Tiefe. Das Stück machte eindrucksvoll deutlich, wie wichtig es ist, hinzuschauen und Zivilcourage zu zeigen.
Rechtspopulistische und rassistische Tendenzen gefährden den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Das DRK begegnet dieser Entwicklung mit seiner Migrationsstrategie, die auf Vielfalt, Solidarität und Teilhabe setzt. „Das DRK ist offen für alle Menschen – unabhängig von Herkunft, Religion oder Identität. Vielfalt verstehen wir als Bereicherung“, betont Natascha Beyer-Zamblé, Fachbereichsleitung Migration, Flucht und Vielfalt.
„Soziale Ungleichheit und Diskriminierung gefährden den Frieden. Wir wollen Jugendliche stärken, Ungerechtigkeiten entgegenzutreten“, sagt Julian Benecke, Projektkoordinator. Durch Rollenspiele und Gespräche lernen die Teilnehmenden, Rassismus zu erkennen, zu benennen und sich solidarisch zu verhalten.
Das Projekt wird durch die Richtlinie „Teilhabe und Zusammenhalt“ des Landes Niedersachsen gefördert.
Frida Thompson, DRK-Bundesfreiwillige im KAISER 19, erläutert den Hintergrund und die Zielsetzung des Projektes:
„Theater rührt den Menschen an einer Stelle in seiner Seele, die verdeckt ist“ - genau das wollen wir mit dem Antirassismus-Theaterprojekt bewirken. Wir möchten eine Thematik und eine Gefühlswelt nahebringen, der sich viele aus Unbehagen oder Bequemlichkeit nicht zuwenden. Denn: Wer einmal hingesehen hat, kann nicht mehr wegsehen.
Gemeinsam mit den Jugendlichen identifizieren wir Herausforderungen im Miteinander unserer multikulturellen Gesellschaft und schaffen so einen Zugang zum Thema Rassismus. Wir wollen nicht nur zum Nachdenken, sondern auch zum Umdenken anregen. Zwischen Theaterübungen und Gesprächsrunden greifen wir ihre Erfahrungen auf, benennen sie fachlich und machen Intersektionalitäten sichtbar. So lernen die Teilnehmenden, Erlebnisse einzuordnen und aufzuarbeiten - denn was man nicht versteht oder nicht registriert, kann weder thematisiert noch verändert werden und wird für Betroffene schnell zur unsichtbaren Belastung.
Der persönliche Austausch über diese sensiblen Erfahrungen soll den Jugendlichen einen ehrlichen und selbstreflektierten Zugang ermöglichen. Wir wollen sie stärken und zur Handlungsfähigkeit ermutigen, damit sie sich durch offenen oder versteckten Rassismus nicht einschüchtern lassen, sondern empowert fühlen, Ungerechtigkeiten entgegenzutreten.
Dabei geht es nicht darum, Täter- und Opferfronten zu schaffen, sondern darum, sich ineinander hineinzuversetzen, einander zuzuhören und sich auf schwierige Gespräche einzulassen. Das Projekt will zu einem besseren Miteinander beitragen - gerade weil vielen jungen Menschen der sichere Rahmen fehlt, um hochsensible Themen wie Rassismus überhaupt ansprechen zu können. Viel zu selten haben Betroffene das Gefühl wirklich gehört und gesehen zu werden. Es fehlt das Rückgrat und Zivilcourage aus dem Umfeld.
Die Grundsätze des Deutschen Roten Kreuzes umfassen unter anderem genau dieses Wort: Menschlichkeit. Wenn wir aufhören, einander zuzuhören, schwindet die Menschlichkeit. Um diese zu bewahren, müssen wir präventiv handeln: Grenzen erkennen, Entmenschlichung benennen, hinsehen, Mut zeigen und uns gegenseitig schützen. Denn Mensch ist Mensch. Also: „Digga, denk mal nach.“
Über das DRK Begegnungszentrum KAISER 19
Das DRK Begegnungszentrum KAISER 19 in Oldenburg engagiert sich für Vielfalt, gesellschaftlichen Zusammenhalt und unterstützt Menschen mit Migrations- oder Fluchtbiographie. Mit innovativen Projekten wie dem Antirassismus-Theater setzt es sich für eine diskriminierungsfreie Gesellschaft ein.






