Welttag der humanitären Hilfe: Es braucht mehr statt weniger
Die Zahlen und Fakten sprechen eine klare Sprache: Weltweit sind mehr als 300 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen. Um die Jahrtausendwende hat das Rote Kreuz 20 aktive bewaffnete Konflikte gezählt, 25 Jahre später sind es rund 130. Noch nie seit Datenerhebung sind so viele humanitäre Helfende im Einsatz ums Leben gekommen wie im letzten Jahr.

Und der Klimawandel sorgt dafür, dass Extremwetterereignisse in Zukunft noch weiter zunehmen. „Wir brauchen mehr humanitäre Hilfe sowie einen besseren und sicheren Zugang zu notleidenden Menschen, um ihnen helfen zu können“, sagt Gerda Hasselfeldt, Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) angesichts dieser Entwicklung und anlässlich des Welttags der humanitären Hilfe am morgigen Dienstag. „Doch die Realität ist leider aktuell vielerorts eine andere. Zunehmend bleibt die Menschlichkeit auf der Strecke.“
Das DRK hilft weltweit allein nach dem Maß der Not und damit unabhängig von Herkunft, Religion oder sozialem Status in etwa 50 Ländern. Ob bei Naturkatastrophen, Hungersnöten oder bewaffneten Konflikten – wenn Menschen in Not geraten, wird die Internationale Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung aktiv und leistet lebenswichtige, bedarfsgerechte und vorausschauende Hilfe.
Im Zentrum der Hilfe steht immer die Rotkreuz- bzw. Rothalbmond-Gesellschaft des jeweiligen Landes, die vor Ort mandatiert und lokal verankert ermittelt, was die betroffenen Menschen am dringendsten benötigen. So kann gezielt, kosteneffizient und schnell geholfen werden. Zudem übernehmen die DRK-Schwestergesellschaften meist tragende Rollen in der jeweiligen Zivilgesellschaft, indem sie neben Versorgungsleistungen zum Beispiel vielfältige soziale Angebote und Integrationsmöglichkeiten zur Verfügung stellen.
Die Nationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften in 191 Ländern schaffen lokale Strukturen, die vor, während und nach Krisen an der Seite der Menschen sind. Wo immer möglich werden auch vorausschauende Maßnahmen und risikomindernde Aktivitäten ergriffen, insbesondere angesichts zunehmender Extremwetterereignissen, Naturkatastrophen sowie Konfliktsituationen weltweit. So wird die Widerstandsfähigkeit von Krisen betroffener Menschen erhöht.
Doch das Umfeld für diese wichtigen Aufgaben wird immer herausfordernder. Viele Länder kürzen gerade bei den Mitteln für die Menschen, die am stärksten Not leiden. Die Lücke zwischen den ermittelten Bedarfen und den vorhandenen Finanzierungen wird so immer größer, zumal diese nicht durch weitere Effizienzsteigerungen geschlossen werden können. Organisationen wie das Deutsche Rote Kreuz, die humanitäre Hilfe leisten, haben bereits in den vergangenen Jahren große Anstrengungen unternommen, zielgerichteter, vorausschauender und effizienter zu arbeiten.
Auch in Deutschland ist für die Haushalte 2025 und 2026 eine drastische Kürzung im Vergleich zu 2024 vorgesehen. Die Mittel für humanitäre Hilfe sollen in beiden Jahren um mehr als die Hälfte im Vergleich zum Vorjahr zurückgehen. Im Koalitionsvertrag hatte die Bundesregierung noch angekündigt, die humanitäre Hilfe zu stärken und diese verlässlich, gezielt und vorausschauend leisten zu wollen. „Wenn die Haushalte 2025 und 2026 so kommen, dann bricht die Bundesregierung zu Lasten notleidender Menschen ein Versprechen. Die Folgen wären für das Ansehen Deutschlands negativ, aber vor allem für Menschen in Not katastrophal. Es steht zu befürchten, dass gerade Mittel für Krisen, die eh schon oft in Vergessenheit geraten wie beispielsweise im Sudan oder für die vorausschauende humanitäre Hilfe gestrichen werden. Im weiteren parlamentarischen Prozess braucht es dringend eine Korrektur“, sagt Gerda Hasselfeldt.